Yvonne Fothe | Mindturner-Autorin | Psychothriller | Berlin
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Was mich beim Schreiben von Kapitel 14 überrascht hat

24. Oktober 2025・Genre, Handwerk, Motivation

Über die Kunst, Spannung in der Ruhe zu finden

Nicht jede Spannung muss laut sein. Manchmal entsteht sie in den leisesten Momenten. Dort, wo nichts explodiert, aber alles in Bewegung gerät.

Kapitel 14 hat mich genau das gelehrt. Es war kein dramatisches Kapitel, kein Showdown, kein Höhepunkt. Und doch liegt in dieser Szene etwas, das für den gesamten Roman entscheidend ist: ein leiser Riss, der alles verändert.

Ich habe dieses Kapitel für meinen Debütroman ‚Nora‘ geschrieben – ein Psychothriller, der nicht auf abgedrehte Twists, die große geheime Organisation oder brutale Schockmomente setzt, sondern auf psychologische Tiefe und das Unausgesprochene. Und genau in dieser Ruhe liegt für mich die größte Kunst beim Psychothriller schreiben.

Wenn Ruhe zur Spannung wird

Ich schreibe keine Geschichten, die auf Schock setzen, nur um zu schockieren. Mich interessiert, was vorher passiert. Im Inneren. Dieses kaum wahrnehmbare Kippen, wenn aus Sicherheit Misstrauen wird, aus Nähe Distanz, aus Gewissheit Zweifel.

Genau dort entsteht für mich Spannung: nicht im Ereignis selbst, sondern im Davor und Danach. In den Sekunden, in denen die Luft sich verändert. In einem Blick, der zu lange dauert. In einem Satz, der zu ruhig ist.

Kapitel 14 ist so ein Moment. Zwei Menschen, ein Auto, Regen auf der Windschutzscheibe. Von außen betrachtet: nichts Spektakuläres. Und doch spürt man, dass sich etwas verschiebt.

Der Reiz der stillen Szenen

Ich gebe zu: Beim Schreiben war dieses Kapitel zunächst eine Herausforderung. Nicht, weil es schwierig zu erzählen war, sondern, weil es ruhig war. Ich wusste, dass es kein Kapitel wird, das mit Tempo glänzt. Und genau deshalb musste ich anders schreiben.

Ich habe mich gefragt: Wie halte ich Spannung, wenn sie nicht durch Handlung entsteht? Wie fesselt man Leser:innen, wenn nichts explodiert, niemand flieht, niemand schreit?

Die Antwort war: durch Wahrnehmung. Wenn man die Stille präzise genug beschreibt, wird sie selbst zum Spannungsmoment. Jeder Wischer auf der Scheibe, jedes Atmen, jedes Zögern wird bedeutungsvoll. Spannung entsteht dann nicht durch Aktion, sondern durch Aufmerksamkeit.

Psychologische Spannung ist kein Zufall

Ich habe während dieses Kapitels wieder gemerkt, wie sehr mich das Unscheinbare reizt. Diese Art von Spannung, die man nicht greifen kann, weil sie im Zwischenraum passiert. In der Andeutung, in einem Gedanken, in einer Erinnerung, die sich nicht ganz zeigt.

Für mich ist das der Kern dessen, was einen Psychothriller wirklich ausmacht: nicht, was passiert, sondern was es innerlich auslöst.

In Kapitel 14 gibt es keine Explosion, aber eine Erkenntnis. Keinen Schrei, aber ein Schweigen, das alles sagt. Und genau das ist für mich die wahre Kunst des Schreibens: das Spiel zwischen Bewegung und Stillstand, zwischen Außen und Innen.

Spannung braucht Kontraste

Mir ist beim Schreiben klargeworden, dass Spannung ohne Ruhe gar nicht funktioniert. Die lauten Kapitel brauchen die leisen, um wirken zu können. Wenn alles ständig auf Anschlag erzählt wird, stumpft man ab.

Die ruhigeren Kapitel sind das Einatmen zwischen zwei Pulsschlägen. Sie lassen Raum. Für Atmosphäre, für Tiefe, für Subtext. Und genau dort beginnt die Magie.

In Kapitel 14 entsteht Spannung nicht durch das, was passiert, sondern durch das, was unausgesprochen bleibt. Diese Form von Spannung ist feiner. Langsamer. Nachhaltiger. Sie hallt nach, statt zu erschrecken.

Über Kontrolle und Vertrauen

Ich bin jemand, der seine Geschichten sehr genau kennt. Ich weiß, wie die Fäden zusammenlaufen, was wann passieren wird. Und gerade deshalb muss ich mich beim Schreiben oft daran erinnern, dass Leser:innen nicht alles wissen.

Bei Kapitel 14 habe ich mich bewusst zurückgenommen. Nicht alles erklärt, nicht alles gezeigt. Ich habe vertraut – auf Atmosphäre, auf Zwischentöne, auf das Gefühl zwischen den Zeilen.

Und das war vielleicht das Überraschendste: Wie stark eine Szene werden kann, wenn man sie atmen lässt. Wenn man nicht versucht, Spannung zu erzwingen, sondern sie einfach entstehen lässt.

Über die Kunst des langsamen Erzählens

Ich glaube, das ist etwas, das meinen Stil grundsätzlich prägt: Ich erzähle langsam. Nicht träge, aber mit Bewusstsein. Ich will, dass jede Szene Gewicht hat.

In einem Genre, das oft von Tempo lebt, bedeutet das ein bewusstes Gegenhalten. Ich schreibe Geschichten, in denen Spannung nicht laut wird, sondern tief. In denen Fragen wichtiger sind als Antworten. In denen die Wahrheit nie auf einmal kommt, sondern schichtweise. Fast unmerklich. Wie ein Flüstern.

Kapitel 14 war dafür ein perfektes Beispiel. Ein ruhiger Übergang, der später wie eine Zündschnur wirkt. Und genau das liebe ich: Wenn Stille eine Sprengkraft bekommt, die man erst später bemerkt.

Das Schreiben als feines Gleichgewicht

Während ich an diesem Kapitel saß, wurde mir klar, dass Spannung und Ruhe keine Gegensätze sind. Sie sind Partner. Die Spannung braucht die Ruhe, um glaubwürdig zu sein. Und die Ruhe braucht die Spannung, um Bedeutung zu haben.

Ich glaube, genau dort liegt das, was mich an diesem Genre so fasziniert: Diese fragile Balance zwischen Bewegung und Stillstand, zwischen Gefühl und Kontrolle, zwischen Licht und Schatten.

Kapitel 14 war für mich der Moment, in dem ich gemerkt habe, dass meine Art zu schreiben genau dort zuhause ist.

Fazit

Am Ende war Kapitel 14 gar nicht langweilig. Es war leise. Und damit genau richtig.

Es hat mir gezeigt, dass man Spannung nicht nur inszenieren, sondern auch spüren kann – selbst dann, wenn scheinbar nichts passiert. Dass Ruhe kein Bruch ist, sondern Teil des Rhythmus. Und dass genau darin die Kraft liegt, die ich in meinen Geschichten suche: diese unterschwellige, psychologische Spannung, die man nicht kommen sieht. Weil sie längst da ist.

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